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Freitag, 20.
September.
Ein Hubschrauber der Innsbrucker Gendarmerie landet gegen
14 Uhr am Hauslabjoch. Mit einem preßluftgetriebenen
Schrämmhammer versuchen ein Gendarm und Hüttenwirt
Pirpamer die Leiche aus dem Eis zu befreien. Dabei wird
ihre linke Hüfte und der linke Oberschenkel beschädigt.
Weil das Wetter sich verschlechtert, muß die Bergung
abgebrochen werden. Dabei nimmt der Gendarm das Beil - er
hält es für einen seltsamen, altertümlichen Pickel -
mit, und gibt es am Gendarmerieposten in Sölden ab. Sonnabend, 21. September.
Der Bergrettungsobmann Alois Pirpamer, Vater von
Hüttenwirt Markus, steigt zum Hauslabjoch hoch, versucht
erfolglos, die Leiche aus dem Eis zu befreien. Ein
Rettungs-Hubschrauber steht nicht zur Verfügung. An
diesem Tag wird der Gletschertote unter anderem noch von
den zufällig in der Nähe weilenden Bergsteigern
Reinhold Messner und Hans Kammerlander sowie den
Volkskundlern Hans und Gerlinde Haid aufgesucht. Messner
äußert nach einer Beschreibung des Beiles, daß der
Tote mindesten 500, wenn nicht gar 3000 Jahre alt sein
müsse.
Sonntag, 22. September.
Alois Pirpamer und ein Bekannter steigen zum Hauslabjoch.
Sie pickeln die Mumie für die am folgenden Tag
vorgesehene offizielle Bergung weiter frei, sammeln die
herumliegenden Utensilien ein und nehmen sie in einem
Plastiksack mit.
Montag, 23. September.
Reporter des Österreichischen Fernsehens haben Wind von
der Sache bekommen, einen Hubschrauber gechartert und
treffen um 12 Uhr 29 am Hauslabjoch ein. Der
Gerichtsmediziner Rainer Henn hatte am Morgen auf seinem
Schreibtisch eine Mitteilung gefunden, daß eine
Gletscherleiche - die sechste in diesem Jahr - zu bergen
sei und einen Hubschrauberflug arrangiert. Am Fundort
wird er von einem Kamerateam empfangen. Da Alois Pirpamer
berichtet hatte, der Tote liege bereits frei, hatte Henn
Bahre, Schaufel und Pickel als unnützen Ballast ausladen
lassen. Doch die Leiche ist über Nacht wieder
eingefroren. Mit Hilfe des Eispickels und Skistockes
eines zufällig vorbeikommenden Bergsteigers lösen Henn
und seine Mitarbeiter die Mumie aus dem Eis - eine Szene,
die später als Fernsehfilm weltweit Aufsehen erregen
wird.
Leichnam und Beifunde werden in Plastiksäcken verpackt
und nach Vent geflogen. Dort wird der Tote in einen Sarg
gepackt - wobei wahrscheinlich der linke Arm bricht -, im
Leichenwagen ins gerichtsmedizinische Institut Innsbruck
gebracht und über Nacht in der Kühlkammer aufbewahrt.
Dienstag, 24. September.
Morgens früh gegen acht Uhr wird der Urgeschichtler
Konrad Spindler angerufen, der kurz darauf im Institut
eintrifft und das wahre Alter und die Bedeutung des
Fundes erkennt.
Mittwoch, 25. September.
Der Eisforscher Gernot Patzelt und seine Mitarbeiter
entdecken am Hauslabjoch den Köcher des Gletschermannes.
Freitag, 27. September.
Zwei Archäologen aus Innsbruck suchen die Fundstelle
auf, bergen eine Schlehdornfrucht, Heubüschel und
Lederfetzen.
2. Oktober.
Bei einer Neuvermessung der Fundstelle stellt sich
heraus, daß der Gletschermann auf italienischem Gebiet
gelegen hat.
3. bis 5. Oktober.
Bei einer Nachgrabung schmelzen die Forscher Schnee und
Eis an der Fundstelle mit Dampfstrahler und Fön und
finden den Grasmantel des Gletschermannes, weitere Leder-
und Fellreste, Teile des Birkenrindenbehälters nebst
Inhalt, Schnüre, Holzsplitter sowie zwei Splitter vom
Halswirbel eines Steinbocks.
10. bis 25. August 1992.
Bei der 2. Nachgrabung werden eine Fellmütze des
Gletschermanness werden zahlreiche kleine Reste wie
Holzkohle- und Pflanzenpartikel, Haare, Insektenteile,
Haut- und Muskelfetzen sowie ein Fingernagel geborgen.
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